Station Europa
Grashaus

Das Grashaus entstand 1267 und diente bis 1349 als erstes Rathaus Aachens. Es dokumentiert den Willen der Bürger, die Geschicke ihrer Stadt selbst zu regeln. Im Rahmen der Route Charlemagne repräsentiert das Haus das Thema „Europa“ und ist ein Ort des europäischen Lernens.

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Das Grashaus: Wellensittich trifft Europa

Das Grashaus am Fischmarkt ist die Station „Europa“ der Route Charlemagne und als solche vor allem ein außerschulischer Lernort. Im „Europäischen Klassenzimmer“ wird das Thema „Europa“ in seinen historischen, aktuellen und zukunftsweisenden Dimensionen auf ungewöhnliche Weise vermittelt. Die Zielgruppe sind Schüler ab Sekundarstufe 1 bis zur Oberstufe. Die jungen Menschen sind eingeladen, sich mit der Geschichte Europas zu beschäftigen und die europäische Gegenwart und Zukunft gemeinsam zu diskutieren. Interessierte Gruppen außerhalb des schulischen Bereiches können sich ebenfalls mit den Inhalten des Grashauses beschäftigen. Aber nur im Rahmen von gebuchten Workshops. Denn das Grashaus ist kein Museum. Wer das Gebäude einfach so besichtigen möchte, hat die Möglichkeit dazu im Rahmen von bauhistorischen Führungen.

Europäischer geht‘s nicht

Unter dem „Europäischen Klassenzimmer“, im Erdgeschoss des Grashauses, sind EUROPE DIRECT und die Geschäftsstelle der Stiftung Internationaler Karlspreis untergebracht. EUROPE DIRECT trägt als Informationsbüro dazu bei, Europa und seine Institutionen für die allgemeine Öffentlichkeit transparenter zu machen, Europabewusstsein zu fördern und zur Mitwirkung bei der Gestaltung Europas anzuregen.

Die Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen ist ein Netzwerk von Persönlichkeiten, die den Karlspreis unterstützen, dem Integrationsprozess in Europa neue Impulse geben und die Bürger ansprechen wollen, um diese verstärkt in die Diskussion europäischer Fragen mit einzubeziehen.

Rathaus, Kerker, Stadtarchiv

Erbaut um 1260, war das Grashaus als erstes Aachener Rathaus sichtbares Zeichen für das Selbstbewusstsein der Bürger, die seit 1258 einen Stadtrat hatten. Nachdem im 14. Jahrhundert der Nachfolgebau am Markt errichtet war, wurde es als Gericht und Gefängnis genutzt. Vor allem schwere Vergehen, die mit dem Tod bestraft wurden, kamen hier zur Verhandlung. Zum Tode Verurteilte wurden im Hof öffentlich enthauptet.

Der Kerker war furchteinflößend. Im „Hansenloch“ etwa waren die Gefangenen an einen Steinblock gekettet. Toiletten gab es nicht. Ein Abwasserkanal, der durch die Zellen führte, erfüllte diesen Zweck. In der französischen Besatzungszeit bemängelte ein Beamter, dass die Zellen dunkel, feucht und sehr ungesund seien. Mit dem Bau eines neuen Gefängnisses im Jahre 1806 wurde das Gefängnis im Grashaus schließlich aufgegeben.

Eine Zeitlang glaubte man, die Bezeichnung „Grashaus“ sei – wegen der „grässlichen“ Umstände – auf das mittelhochdeutsche graz (wütend, rasend, zornig bzw. grazen = schreien) zurückzuführen. Vermutlich bezieht sich der Begriff aber auf die Gras bewachsene Fläche, die das Gebäude einst umgab. 1885 wurde der Umbau der Ruine zum Stadtarchiv beschlossen. Dabei blieb nur die Frontfassade im Original erhalten. Die Bestände des Archivs wanderten 1890 in das Grashaus. Schmuckstück des Archivs war der aufwendig bemalte und mit kostbaren Vitrinen ausgestattete Urkundensaal. Bereits Ende der 1920er Jahre galt das Stadtarchiv als überfüllt. Die wachsende Zahl von Archivalien führte zu immer mehr Auslagerungen. Der Ruf nach einem Umzug des Archivs wurde schon damals laut. Aber erst im Jahre 2013 war es so weit: Das Archiv zog mit allen Beständen in die ehemalige Nadelfabrik am Reichsweg um.

Fotos: Andreas Herrmann / Pit Siebigs / Peter Hinschläger (oben)